Was könnte die Sphinx von Ninive erzählen? Worauf hatte Medusas Friseur zu achten? Und hat Atlantis womöglich nie irgendwo anders existiert als in den Köpfen der Liebenden? In Silke Scheuermanns Gedichten korrespondieren Ausflüge ins Mythische mit lakonischen Beschreibungen der Jetztzeit. Da zeigen Ärzte den Träumenden im Schlaf neue Perspektiven der Schönheit auf, da wünscht sich Alice ein Rendezvous mit Rembrandt, da beobachten die Wände des Museums einmal umgekehrt die Besucher. Unter ihren barock anmutenden Überschriften beschreiben die Texte Suchbewegungen. Städter und andere Unbehauste sehnen sich nach der Aufhebung eigener Zerbrechlichkeit in jenen Momenten, da die Realität Schlupflöcher bekommt: nach dem "zärtlichsten Punkt im All", nach einer glücklichen Kulisse für ihre Inszenierungen.